Die Zeit ist reif

20. November 2008
Juri Viktor Stork

Gedanken zum Pluto-Ingress in den Steinbock vom 27.11.2008
Am 27. November 2008 wechselt Pluto, Herrscher der Unterwelt und Hüter der Schätze der Erde, endgültig in das Tierkreiszeichen des Steinbockes. Sein langsamer Weg durch den Schützen hat uns mit dem Prinzip des Wahns bekannt gemacht, dem Wahn des grenzenlosen Wachstums, dem Glaubenswahn religiöser Eiferer aller Glaubensrichtungen, dem Wahn, dass alles machbar sei, wenn man nur dran glaube, dem Wahn, dass die Durchsetzung der eigenen Ziele alle Mittel rechtfertigt. Pluto verlässt den Schützen nach mehr als einem Jahrzehnt nun endgültig. Er wird erst in rund 250 Jahren wieder an der selben Stelle sein wie heute.

Der Steinbock ist ein oft unterschätztes und abgewertetes Sternzeichen. In der Trivial-Astrologie gilt er als Sauertopf, als Erbsenzähler, als meist schwermütiger Mensch, und nicht selten höre ich von Klienten in einer Astro-Beratung, wie schwer sie es sich tun mit einem Steinbockmond zum Beispiel, der schuld an aller Unbill des Lebens sei… Der Steinbock ist aber viel mehr: Ein äusserst tiefgründiges Zeichen, er ist das Symbol für die Vollendung der Inkarnation der Seele und verlangt die ganze, die vollständige Hingabe beim Abstieg in die Materie.
Er weiss, dass es kein Entrinnen gibt aus dem Kreislauf von Leben und Tod, wenn nicht ALLES angeschaut und integriert wird, was zu dieser Erde nun mal gehört. Zum Steinbock gehört, mehr als für jedes andere Zeichen, der alchemistische Satz „DU MUSST ALLES SELBST TUN“ (fünf mal gesprochen, jedesmal mit der Betonung eines anderen Wortes).

Im Körper werden dem Steinbock die Knie zugeordnet, ein Körperteil, den wir oft übersehen, da er so unspektakulär funktional ist. Erst wenn ein Knie streikt, wird offensichtlich, wie wichtig dessen Funktion ist. Die Kniee ermöglichen das Gehen, das Tanzen, das Niederknien oder das Aufstehen, nachdem man sich ausgeruht hat: Das Stehen zwischen Himmel und Erde. Die Kniee erst ermöglichen sanfte und weiche Bewegungen in der Zeitlichkeit, wie jeder selbst ausprobieren kann: Versuch mal mit durchgestreckten Knien eine Wanderung… Demut ist eine der authentischen Gesten, die manchem Steinbock im Widerstand schwer fällt: Das Knie beugen.

Der Steinbock ist zutiefst realistisch. Dahinter verbirgt sich seine Liebe zum ganzen Menschen, er weiss, dass die Welt und die ganze Schöpfung ein geschlossenes Energiesystem ist und es keinen Ausweg aus der Selbstverantwortung gibt. Pluto’s Weg durch den Steinbock wird uns zwingen, richtig und genau hinzuschauen und die Dinge ernst zu nehmen. Die Zeit ist vorbei, wo kurzfristige Gewinnmaximierung die Langzeitschäden überstrahlen kann. Die Party ist vorbei, nicht nur die der Wirtschaft. Die Zeit der unbezahlten Rechnungen ebenso, und damit meine ich nicht nur die Kreditkartenschulden, sondern auch „Schulden“ in Beziehungen, in der Familie, im Gefüge der Länder und Kulturen. Pluto wird uns dazu bringen und zwingen, richtig zu rechnen. Und da wir das in den letzten Jahren und Jahrzehnten höchst ungern getan haben, wird er sich vermutlich zuerst einmal als strenger Lehrmeister zeigen und uns eine deftige Quittung servieren.

Kontrolle, eine weitere – für manche schwierige – Qualität des Steinbockes, wird ein Wort sein, dass wir in den nächsten Jahren oft hören werden (müssen?). Pluto tendiert zu Extremen, er will, dass wir das Prinzip einer Qualität erkennen. Wir werden das Prinzip der Kontrolle wohl auch einige Male im Extremen erleben. Wohl dem, der sich nicht im Widerstand gefangen weiss.

Geichzeitig ist Pluto der Erde tief verbunden, er ist der Hüter aller verborgenen Schätze. Er verspricht Reichtum und Glück demjenigen, der diese Schätze achtet. Er kennt den Wert der Materie, und zeigt denjenigen, die sich auf den Dialog zwischen Geist und Materie wirklich einlassen, den Weg zu Reichtum und Glückseligkeit. Davor steht aber ein tüchtiges Stück Arbeit an sich selbst, denn auch ein „innerer Diamant“ entsteht unter Druck und Hitze, muss gesucht und gefunden und zu guter Letzt auch noch geschliffen werden…

Die Zeit der grossen Wende hat mit dem Eintritt von Pluto in den Steinbock nun begonnen. Vieles von dem, was wir als sicher erleben, wird sich in den nächsten Jahren tiefgreifend ändern, tiefer, als wir es uns zur Zeit vorstellen können. Nicht allein Pluto ist Signifikator dieses Prozesses, auch Uranus als das Prinzip der Revolution ist daran beteiligt, Neptun als Prinzip der Transzendenz ebenso, wie auch Saturn als Hüter der Schwelle. Das grosse Orchester des Sonnensystems spielt nun eine neue Melodie. Mehrere machtvolle Planetenkonstellationen werden die nächste Zeitspanne prägen. Die nächsten 25 Jahre werden der Menschheit mit grösster Wahrscheinlichkeit die tiefgreifendsten politischen und gesellschaftlichen Veränderungen seit der Zeit der französischen Revolution bringen. Diese Zeit beginnt jetzt, hat jetzt gerade begonnen. Ist es ein Wunder, dass viele Menschen auch in ihrem Innern diesen Prozess emfpinden und sich im Umbruch erleben?

Alte Muster, überholte Vorstellungen und tiefsitzende Widerstände werden zerbröseln und sich auflösen. Gleichzeitig kommen aber auch neue Impulse in unser Leben, wie aus einer verborgenen und längst vergessenen Quelle werden wir mit frischem Wasser versorgt. Viele spüren diese Schwingungen bereits, vielleicht noch angstvoll, weil sie realisieren, dass auch sie zuerst Altes loslassen müssen, bevor das Neue in ihr Leben treten kann. Diese Angst ist zutiefst menschlich, und vermutlich Hauptursache dafür, dass wir es uns so schwer tun in unserem Erdenleben. Neues benötigt Platz, um sich etablieren zu können, das gilt auch für unsere Denkmuster und unser Ego, welches allerdings dazu tendiert, lieber die Kontrolle über Abgestorbenes zu behalten als sich ohne Bedingungen dem Lebensfluss zu öffnen.

Solange der eigene Fokus nur auf dem Zusammenbruch des Alten liegt, ist es tatsächlich schwierig zu ertragen, dass uns unser Sicherheits-Streben an einen Punkt geführt hat, an dem die Systeme zusammenbrechen, die inneren wie die äusseren. Doch gleichzeitig sind auch die Vorboten der Erneuerung deutlich spürbar, eine leise, zarte Schwingung, die grade jetzt stärker und stärker wird. Es ist eine Schwingung, die direkt aus der Erde kommt, manche sagen, dass Gaja am erwachen sei. Wir können diesen Prozess unterstützen, in dem wir selbst in Kontakt mit dieser Schwingung treten, sie wahrnehmen und nähren, den Dialog mit der vergessenen Gaja wagen. Meine Arbeit mit Mantren, den innerlich gesprochenen wie auch dem Mantra-Singen mit meiner Seelenfreundin Nanina haben genau diesen Zweck. Sie ermöglichen, sich einzuschwingen auf das „neue Lied“, das zur Zeit aufsteigt, hörbar für alle, die es hören wollen.

Gleichzeitig müssen wir es wagen, genau hinzuschauen, denn Pluto im Steinbock wird kein „So tun als ob“ dulden, auf keiner Ebene unseres Seins. Die Zeit der risikolosen Geldvermehrung in einem sicheren Fonds oder dem Versprechen einer garantierten Rente ist genau so vorbei wie die der kollektiven esoterischen Schwärmereien. Wir werden uns, und jeder für sich, der ganzen Realität stellen müssen. Nur dann ist Etnwicklung möglich.

Ich wünsche allen einen guten Rutsch ins Zeitalter des Steinbock-Plutos und wünsche viel Mut, diese „Geburt“ wach und voller Zuversicht mitzuerleben.